Archäologie unter Kieseln


Die Bilanz ist erstaunlich:

696 Silbermünzen plus Topf plus Gewebereste aus römischer Zeit. 4 Grubenhütten plus Silbermünze Ludwigs des Frommen aus der Karolingerzeit.

1 Backstein-Brunnen mit Funden ländlicher Arbeit/ Trinkgewohnheiten vom letzten Viertel des 19. Jahrhunderts.

Plus „Streufunde“ aus der Römerzeit (Scherben, tegulae, etc.), dem Mittelalter (Spinnwirtel, Jesusköpfchen) und der Neuzeit (Pfeife von Cyriac Selig, etc.).


Oder: Zeitengemälde ohne Kiesel

Doch, obwohl im Gewerbegebiet gefunden, kann man die Bilanz auch ganz anders lesen. Uffm Sandt beim Hochgericht, uffm Sandt vorm Heilig-Grab-Kloster, später auch Galgenfeld mit Rabenstein oder vor dem Rauschenden Wasser sind ältere Flur-/Gewann-/Gebrauchsnamen für das Heideland im Norden westlich der Wormser Landstraße. Vermochten schon die alten Benennungen die Phantasie anzuregen, so können jetzt weitere Szenarien, die sich an diesem Fleckchen Erde abspielten, hinzugedacht werden. Alles was unter unseren Füßen lag – und liegt – erzählt Geschichte(n): Von einem Menschen, der nicht nur um seine

Barschaft, sondern womöglich auch um sein Leben bangt und deshalb seine Münzen vergräbt. Später kommen Siedler, vermutlich nur wenige Familien, die hier in Grubenhütten ihre täglichen Arbeiten verrichten. Irgendwann, warum auch immer, ist ihr Weiler wüst gefallen. Dann gibt es bis zum Brunnenbau, vermutlich durch die damals überregional tätige Gärtnerei Velten, erst mal kein weiteres Lebenszeichen. Doch wer will, darf diesen Leerraum mit Hinrichtungen im Morgengrauen oder, etwas friedlicher, mit betenden Mönchen beim Spaziergang füllen.
Und jetzt viel Spaß beim Lesen.


Römischer Münzschatz

mit Silbermünze Ludwigs des Frommen

Backstein-Brunnen